Der wahre Kaiser ist der Papst? In der Zeit des 11. Jahrhunderts verfügte der Archidiakon Hildebrand, später bekannt als Gregor VII., mit dem Dictatus papae ein reformatorisches Schreiben mit universellem Geltungsanspruch des Papsttums, der schlussendlich im Zerwürfnis der zwei Gewalten, Kaisertum und Papsttum, und zum berühmten Gang Heinrichs IV. nach Canossa führte. Halten wir uns an die bismarcksche Sentenz: „Nach Canossa gehen wir nicht“? Nein, denn im Proseminar soll neben dem Ereignisablauf um das Jahr 1077 auch nach den Hintergründen und Vorbedingungen gefragt werden, die zu dem Konflikt, der gemeinhin als „Investiturstreit“ bekannt wurde. Im Fokus stehen die Bestrebungen des Klosters Cluny, die das bestehende Kirchensystem durch innere Reformen zu ändern suchten und den Konflikt erst in Gang setzten. Ausschlaggebend für den Hergang des Konfliktes war die Synode von Sutri 1046 unter Heinrich III., die den Weg in den Konflikt einleitete, bis es schließlich, lange Zeit nach dem Bußgang Heinrichs, zur Beendigung durch das Wormser Konkordat 1122 kam. Die Ereignisse des Investiturstreits prägten nicht nur nachhaltig das Verständnis der Beziehung der beiden Universalgewalten, sondern auch die Auffassungen der modernen Mediävistik.

 

Das Seminar führt im propädeutischen Teil in die Techniken, Grund- und Hilfswissenschaften der Mediävistik ein. Diese Lehrveranstaltung erfordert das Präsentieren eines Referats sowie das Schreiben einer Abschlussklausur. Am Ende soll es durch das Verfassen einer Hausarbeit (10-15 Seiten) absolviert werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025