In Verbindung mit der Vorbereitung eines neuen theologischen Kommentarwerks konzentriert sich diese Veranstaltung auf die genaue Lektüre eines sehr kurzen und sehr rätselhaften neutestamentlichen Textes, nämlich des Judasbriefs. Die Teilnehmer werden in die vielen Rätsel dieses faszinierenden Textes eintauchen und den Judasbrief gemeinsam als eine parva charta des Christentums lesen. Denn mit seiner ausgeprägten jüdischen Identität, seiner hohen Christologie, seinem polemischen Ringen um die Unterscheidung von Außenseitern und Insidern, seiner Faszination für die Heilige Schrift (innerhalb und außerhalb der späteren kanonischen Grenzen), seiner Betonung der gemeinsamen Mahlzeiten, seiner Fürsorge für Schwestern und Brüder in geistlicher Gefahr, seiner Auseinandersetzung mit guten und bösen Engeln, seiner lebendigen Hoffnung auf das Endgericht und nicht zuletzt mit seinen schweren textkritischen Problemen, die auf das vielfältige Leben der biblischen Handschriften hinweisen, enthält dieser nur 25 Verse umfassende Brief fast alles, was man als „typisch christlich” bezeichnen könnte. Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden zudem hermeneutische Herausforderungen des Textes – insbesondere durch seine harsche Polemik – kritisch in den Blick genommen.

Die Veranstaltung findet zur Gänze in Münster statt, ist aber inhaltlich und organisatorisch in ein Lehrprojekt an der Theologischen Fakultät in Palermo eingebunden.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025