Die Frühe Neuzeit vermittelt sich uns vor allem in Texten; Überreste und künstlerische Bildschöpfungen gewähren nur höchst bruchstückhafte, zufällig erhaltene, artifiziell verzerrte Ansichten. Wir selbst vermitteln unsere Einsichten durch Texte. Wie verlockend ist es da, sich den Bildwelten der Filmindustrie zu überlassen, verlockend für uns, die wir nur Puzzlesteine im Kopf haben, verlockend für die Öffentlichkeit, die aus Filmen viel mehr von Geschichte wahrnimmt als aus Büchern, verlockend auch für Lehrerinnen und Lehrer, die um Anschauung für ihre Stoffe ringen. Allerdings muß klar sein: Wir müssen uns fragen, inwieweit das überhaupt noch Rekonstruktionen sind und nicht schon Neuerfindungen, gebastelt nach technischen, künstlerischen und ökonomischen Vorgaben. Und damit vermitteln sie ihre ganz eigenen Botschaften für das Publikum von heute. In vielen Filmen dient Geschichte ohnehin nur als Kulisse und Kostümfundus. In der Übung soll es darum gehen, zu reflektieren, ob und inwieweit die besseren Geschichtsfilme doch auch Chancen der Inspiration und Vermittlung anbieten. Das Maß der unvermeidlichen Verzerrungen und Anachronismen ist dabei abzuwägen gegen die Chancen, auch komplexe Sinn- und Sozialstrukturen visuell erfahrbar zu machen, die Faszination bloß oberflächlicher Effekte ist abzuwägen gegen die Chancen, Texte durch eine multidimensionale Form der Vermittlung zu ergänzen und in bestimmten Hinsichten vielleicht sogar zu übertreffen. Die Veranstaltung ist mit zwei Semesterwochenstunden zu verbuchen, die Sitzungen, während derer wir Filme sehen, werden auf drei Stunden angelegt, einige Sitzungstermine werden dafür ausfallen. Um eine konzentrierte Auseinandersetzung sicherzustellen, sind zum einen Vorkenntnisse zur Geschichte der Frühen Neuzeit erwünscht, außerdem wird die Zahl der Teilnehmenden begrenzt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25