Die Übung behandelt die politische Geschichte des spätmittelalterlichen England. Besonderer Fokus wird dabei auf die Herrschaftsansprüche gelegt, die das englische Königreich seit dem 12. Jahrhundert in Bezug auf die benachbarten Regionen in Irland, Wales und Schottland sowie ebenfalls auf Gebiete in Frankreich erhob. Welche Strategien kamen zur Anwendung, um diese Herrschaftsansprüche zu legitimieren? Welche Argumente wurden mobilisiert, um die Eroberung und Besiedelung von Regionen zu begründen, die zunächst außerhalb des englischen Königreichs lagen? Auf welche Weise gelang es, die Herrschaft in neu eroberten Gebieten zu konsolidieren? Ein näherer Blick auf diese Kontexte zeigt, dass die englische Krone bei den jeweils spezifischen Konfliktlagen, die sich im Zuge dieser Eroberungs- und Expansionsbestrebungen einstellten, mitunter sehr verschiedene Strategien entwickelte. Die Eroberung und partielle Kolonisierung Irlands ging etwa mit der Konzeption einer ‚Zivilisierungsmission‘ einher, welche die englische Herrschaft auf der Insel rechtfertigen sollte, schuf aber auch eine Reihe von Folgeproblemen, welche die sozialen Zugehörigkeiten der Akteur*innen in Irland betrafen. Die englischen Herrschaftsansprüche in Frankreich, die mit der Geschichte des ‚Hundertjährigen Krieges‘ verknüpft sind, brachten wiederum eigene Legitimationsprobleme hervor. Vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses des englischen Königreichs sowie der Legitimationsstrategien und Herrschaftspraktiken, die sich in diesen Kontexten jeweils konstatieren lassen, wird die Übung die Frage diskutieren, inwieweit die dabei zu beobachtenden Phänomene strukturelle Analogien zu späteren Konstellationen im British Empire aufweisen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024