Auf 35 Studierende begrenzte Teilnehmerzahl; Anmeldung erforderlich!

1966 hielt T.W. Adorno im Hessischen Rundfunk den Vortrag „Erziehung nach Auschwitz”, der die vielzitierte Forderung enthält, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung” (Adorno 1966/1971: 88), die das Selbstverständnis von Generationen von Pädagog*innen nach 1968 prägte. In den folgenden Jahrzehnten und bis heute werden die pädagogischen Überlegungen zum Umgang mit und der Aufarbeitung von NS-Geschichte aus dieser Forderung abgeleitet und entsprechende Erziehungsprogramme (bspw. Friedens,- Demokratie,-und Menschenrechtserziehung) begründet.

Aktuelle empirische Studien legen nahe, dass das Interesse und Geschichtsbedürfnis auch der 4. Generation zwar vorhanden ist, gleichzeitig aber auch (zurecht) ein gewisses Unbehagen mit der zu einer moralischen Formel erstarrten deutschen Erinnerungskultur in- und außerhalb von Schule besteht, die wiederum mit dem Ableben der Zeitzeug:innen, dem erstarkenden Rechtspopulismus, der Internationalisierung des Holocaust und einer postkolonialen Kritik auch noch vor ganz anderen sozio-kulturellen und politischen Herausforderungen steht.

Von den Ausgangstexten Adornos aus den 1960er Jahren ausgehend werden wir Entwicklungslinien der erziehungswissenschaftlichen Auseinandersetzungen um die Grundfiguren der „Erziehung nach Auschwitz” (Mündigkeit, Autonomie, Selbstreflexion, Dialektik der Aufklärung) rekonstruieren und diskutieren, ob man überhaupt aus Geschichte lernen kann, was ‚diese Geschichte‘ mit ‚uns‘ zu tun hat und welche Aktualisierungen hilfreich sein könnten, um dem Unbehagen der Erinnerungskultur und dem „Schmerz der Anderen” (Wiedemann 2023) zu begegnen.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024
ePortfolio: Nein