Um 1185 erzählt Chrétien de Troyes erstmals von ‚Yvain, ou Le Chevalier au lion‘, von Yvain, dem Ritter mit dem Löwen. Die Geschichte wird wenig später um 1200 von Hartmann von Aue ins Mittelhochdeutsche übertragen (‚Iwein‘) und mit ganz eigenen inhaltlichen Schwerpunkten versehen.

Es handelt sich um die Geschichte des Artusritters Iwein, der ausreitet, um eine seinem Vetter widerfahrene Schmach zu rächen. Er gewinnt zunächst Hand und Land der Laudine, Herrin des Brunnenreiches, verliert ihre Gunst jedoch wieder, da er sich nicht an eine Vereinbarung hält. Nach der Aufkündigung der Beziehung und der Bloßstellung vor der Artusgemeinschaft verfällt Iwein dem Wahnsinn. Mit einem Löwen als Weggefährten gelingt ihm nach einer Reihe von Abenteuern die Wiederherstellung seines Rufes und seiner Ehre; schließlich gelingt ihm auch die Versöhnung mit Laudine.

Der Iwein-Stoff scheint bei Zeitgenoss*innen einen Nerv getroffen zu haben, denn die Abenteuer des Artusritters werden bereits im 13. Jh. bemerkenswert häufig auch bildlich dargestellt (z.B. in Form der sog. ‚Iwein-Fresken‘ auf Schloss Rodenegg). Nach einer Tradition des Textes bis ins 15. Jh. reißt die Rezeption zunächst ab und wird erst im 18. Jh. wieder aufgenommen. Neue Relevanz erhält der Stoff durch die Kinderbuch-Bearbeitung ‚Iwein Löwenritter‘ von Felicitas Hoppe aus dem Jahr 2008, durch eine von Moritz Eggert komponierte gleichnamige Familienoper (Libretto von Andrea Heuser, UA Bonn, 2022) sowie das 2022 erschienene Bilderbuch ‚Iwein & Laudine. Ein Ritter*innen-Epos‘ von Anita Buchart (illustriert von Lili Mossbauer).

Das Seminar arbeitet das Thema ‚Medialität‘ in Auseinandersetzung mit den verschiedenen Bearbeitungen des Iwein-Stoffs vom Mittelalter bis in die Gegenwart auf und nimmt nach allgemeinen medientheoretischen Ausführungen die Phänomene der ‚Intermedialiät‘ und der ‚Transmedialität‘ in ihrer Bedeutung für Literaturproduktion und -rezeption genauer in den Blick. Auf diese Weise sollen verschiedene medienhistorische Konstellationen in Bezug auf ihre jeweiligen Potenziale ästhetischer Erfahrung und Gestaltung untersucht und dabei auch hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Deutschunterricht der Grundschule reflektiert werden.

Historische Textzeugnisse werden – soweit möglich – in Übersetzung angeboten; Kenntnisse in älteren Sprachstufen des Deutschen werden nicht vorausgesetzt. Das Seminar wird durch einen Learnweb-Kurs begleitet, über den Material zur Vor- und Nachbereitung der Sitzungen zur Verfügung gestellt wird. Die Zugangsdaten werden in der ersten Sitzung kommuniziert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2024