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Die Position der Aufklärung zum Gespensterglauben ist ambivalent. Während Immanuel Kant kompromisslos gegen den Geisterseher Swedenborg zu Felde zieht, versucht Georg Friedrich Meier in seinen Gedancken von Gespenstern, wissenschaftliche Erklärungen für Gespensterberichte zu finden, welche der menschlich-sinnlichen Erfahrung ihr unangefochtenes Primat lassen. Für Georg Christoph Lichtenberg werden seine Begegnungen mit Poltergeistern zur Grundlage von kritisch-ironischer Selbstreflexion. Und die literarische Rezeption nutzt die Geistererscheinung als modernen Topos, um aus der Schauerliteratur die dunkle Romantik zu formen, welche in die Gothic-Literatur und den Spiritualismus des 19. Jahrhunderts münden wird. Die vergleichende Bearbeitung von Texten der Aufklärung illustriert die veränderte Rolle, die Gespenstererscheinungen im 18. Jahrhundert von Gelehrten zugesprochen wurde: So dienen sie durchaus als parabelhaftes pädagogisches Sujet zur belehrenden, aufklärenden Erziehung gegen den trügerischen Schein. Sie werden aber auch zur Chiffre für das verbleibende Unbekannte, das Andere angesichts einer Empirisierung des Wissens und problematisieren letztlich gebündelt und pointiert die menschliche Erfahrungsfähigkeit und das Bewusstsein.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024