Aurel Kolnai hat in den Jahren 1929 bis 1935 die Ethik feindlicher Gefühle untersucht. Unter Ethik versteht man hier eine phänomenologische Untersuchung. Untersucht werden die Phänomene dieser Gefühle. Es geht also um eine Methodik in der Philosophie, die bei den "phainomena" ansetzt. Und die phainomena der Gefühle selbst, wie sie sich selbst uns in unserem Bewusstsein epistemologisch, motivational und rational präsentieren. Kolnai beschreibt diese Gefühle präzise und zeigt dabei zugleich, wie sie uns rationale Erkenntnis vermitteln. Seine Methode ist also empirisch, obwohl wir seinem subjektiven Erleben einfühlend folgend müssen. In dem Maße wie seine Darstellung das Wesen dieser Gefühle rekonstruiert vermittelt uns im Seminar unser "Einfühlen" und unser "Folgen" eine neue Kompetenz im Verständnis unserer "feindlichen" Gefühle. Das Wesen dieser Gefühle ist sozialphilosophischer Natur: Menschen zivilisieren ihre tierliche Natur durch Triebverzicht und die feindlichen Gefühle entspringen unserem Selbsterhaltungstrieb. Die Psychologie der Phänomene in diesen Texten führt auf eine Sozialphilosophie. Das Seminar wird zeigen, dass hier philosophisch ein Denkfehler vorliegt. Wie viele Philosophen, so lässt auch Kolnai außer Acht, dass man moralische Gefühle sozialpsychologisch untersuchen muss. Neben der erhellenden Betrachtung von Ekel, Hass und Hochmut wird das Seminar positive und negative Wege der wissenschaftlichen Methodik unterscheiden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2024