In seiner 1934 gehaltenen „Rede an die deutsche Frau“ verkündete Hitler, die nationalsozialistische Bewegung habe „in Millionen von Frauen treueste fanatische Mitkämpferinnen“ gefunden. Diese Kämpferinnen sollten ihren Blick jedoch nicht, wie die Frauenbewegung des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen richten – ein Konzept, für das Hitler den „jüdischen Intellektualismus“ verantwortlich machte – sondern auf die Pflichten, welche die „Natur“ ihnen auftrage: „Denn ihre Welt ist ihr Mann, ihre Familie, ihre Kinder und ihr Haus.“

In der Geschichtswissenschaft galten Frauen lange als unpolitisch, machtlos und damit unbedeutend für die Geschichte des Nationalsozialismus. Erst die feministische Geschichtsschreibung der 1980er Jahre machte die aktive Partizipation von Frauen am NS-Regime sichtbar. Heute wissen wir, dass diese weit über die von Hitler den Frauen zugeschriebene Rolle der Hausfrauen und Mütter hinausreichte. Ein Teil von ihnen unterstützte die nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik unter anderem als Mitglieder in NS-Frauenorganisationen, Denunziantinnen, Gestapo-Angestellte, KZ-Aufseherinnen und Wehrmachtshelferinnen.

In dem Proseminar richten wir den Blick auf die vielfältigen Lebensumstände und Biographien von Frauen in der NS-Zeit – auf Täterinnen und Mitläuferinnen, aber auch auf Opfer und Widerstandskämpferinnen. Dabei werden wir über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Antisemitismus, Rassismus und Sexismus sowie über Formen des Zusammenwirkens dieser Ungleichheitsideologien nachdenken.  

In dem propädeutischen Teil des Proseminars werden Sie in die allgemeinen Regeln und Methoden des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und erhalten die Möglichkeit, Techniken der Recherche und Analyse sowie der schriftlichen und mündlichen Präsentation von Ergebnissen einzuüben. In Verbindung damit werden wir ein Archiv in Münster besuchen.  

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024