Unser modernes Verständnis von Natur hat sich spätestens im 17. Jahrhundert herauskristallisiert: Natur als ein Gegenüber von Kultur, wobei der Mensch der kulturellen Sphäre zugeordnet wird, Tiere, Pflanzen und unbelebte Materie der Natur. Zurzeit wird vor allem in der Ethnologie und Anthropologie (Marshall Sahlins, Philippe Descola) heftig diskutiert, ob diese Aufteilung noch Gültigkeit beanspruchen kann. Zum einen handelt es sich bei dieser Aufteilung um eine historisch gewachsene Konstruktion, zum anderen wird vermehrt in den ökologischen Debatten, insbesondere belebt durch indigene Weltbilder, die Vorstellung von der Unbelebtheit der Natur und dem Objektstatus von Tier und Pflanze kritisch hinterfragt (Stichwort: Tiere und Pflanzen als nichtmenschliche ‚Personen‘). Die Vorlesung nimmt sich zum Ziel, das Verhältnis von Natur und Kultur, wie es sich in den verschiedenen Gattungen der Literatur des Mittelalters gestaltet, in den Blick zu nehmen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024