„Asozial“ ist einer der wenigen Begriffe des NS-Jargons, der sich nach wie vor unbeirrt in der deutschen Alltagssprache zu halten scheint. Gleichzeitig handelt es sich mit den sogenannten „Asozialen“ und „Arbeitsscheuen“, den Träger:innen der schwarzen und grünen Winkel, um die am wenigsten beachteten Opfergruppen des Nationalsozialismus. Bis heute kaum als Opfer der NS-Verfolgung anerkannt, geschweige denn entschädigt, führen sie eine Randexistenz in der öffentlichen Erinnerung an die nationalsozialistische Verfolgungspolitik. Die Übung soll diese beiden Opfergruppen der NS-Diktatur ins Zentrum stellen: Wer waren „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“? Wie sahen ihre Lebenswege aus, wie ihre Verfolgung und deren Legitimation?

Dabei soll die Übung nicht nur die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur selbst betrachten, sondern auch nach längeren Kontinuitäten vor und nach dieser fragen. Indem die Übung somit auch die Zeit ab dem Kaiserreich sowie die beiden deutschen Staaten nach dem „Dritten Reich“ in den Blick nimmt, fragt sie somit auch nach Kontinuitäten und Brüchen in den unmenschlichen Facetten (klein)bürgerlicher Moral- und Wertvorstellungen in Deutschland.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024