Viele halten Religion für etwas hoch Persönliches und Privates. Tatsächlich gibt es keine Religion, die nicht auch durch Formen der geregelten Interaktion, der Gemeinschaft und der Organisation gekennzeichnet ist. Gleichwohl haben Religionsgemeinschaften und Kirchen oft ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Organisationsform, denn mit Organisation verbinden sie Hierarchie, instrumentelles Handeln, klare Organisationsziele und nicht zuletzt auch ein Finanzmanagement. Lieber ist es den Kirchen, als von gläubigen Individuen getragene Gemeinschaften verstanden zu werden. Dennoch müssen auch sie Formen der Handlungskoordination, der verbindlichen Lehre, der Über- und Unterordnung und der Abgrenzung nach außen finden. Die religionssoziologische Theoriebildung zu Sozialformen des Religiösen und ihre empirische Erforschung bieten die Möglichkeit, religiösen Wandel in Deutschland und weltweit besser zu verstehen sowie einen empirischen Einblick in die Vielfalt und Komplexität religiöser Sozialformen zu erlangen. In drei Schritten behandelt das Seminar unterschiedliche Sozialformen des Religiösen auf der mikro-, meso- und makrosoziologischen Ebene. Es geht um typische religiöse Rollen, Unterschiede zwischen religiösen Gemeinschaften, Bewegungen und Organisationen sowie um das Nebeneinander verschiedener Religionsgemeinschaften auf dem religiösen Markt. Abschließend sollen makrosoziologische Phänomene wie das Konzept der civil religion in den Blick genommen werden. Ziel des Seminars ist es, dass die Studierenden anhand eines selbstgewählten empirischen Beispiels zentrale religionssoziologische Konzepte der Analyse der Sozialformen des Religiösen unterscheiden lernen und ein Verständnis der aktuellen Forschung zu diesem Thema entwickeln.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2024