Sex scheint eine Konstante zu sein. Menschen zu allen Zeiten hatten ihn und jede:r könnte theoretisch eine Ahnenkette bis zum Anbeginn der geschlechtlichen Fortpflanzung vor circa einer Milliarde Jahren ziehen. Gleichzeitig ist Sexualität offensichtlich historischen Wandlungsprozessen unterworfen. Welches Begehren und welche Sexualpraktiken als normal oder deviant gelten, wie Sexualität moralisch, religiös oder medizinisch reguliert wird, welches Wissen über Sexualität produziert und zirkuliert wird und worüber gesprochen oder geschwiegen wird, änderte sich im Verlaufe der Neueren und Neuesten Geschichte fundamental. Sexualität wandelt sich auch nach wie vor rapide: Etwa durch den Durchbruch von Dating-Apps, die neue Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten und Identitäten oder die Pluralisierung von Beziehungsentwürfen jenseits der heteronormativen Zweierbeziehung.

Vor diesem Hintergrund verfolgt die Übung vier Ziele: Erstens versucht sie, die Geschichte sich wandelnder Sexualitäten während der (westlichen) Moderne ab ca. 1800 nachzuvollziehen. Zweitens fragt die Übung im Spiegel sich wandelnder Sexualitäten, was die Signaturen und Konjunkturen der westlichen Moderne und Postmoderne waren und sind. Dabei werden den Studierenden drittens die theoretischen Grundlagen, methodischen Zugriffe und maßgeblichen Debatten der Sexualitätsgeschichte nahegebracht. Viertens soll durch die Übung ein Bewusstsein für die historische Gewordenheit und somit Kontingenz aber auch die Machtförmigkeit der Arten und Weisen, wie wir heute lieben und begehren, vermittelt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024