Manche schreiben, um gehört zu werden (Klangdichtung, Konkrete Poesie). Andere sprechen auf Band, um zu schreiben (taped poetry). Wieder anderen geht es um das Hörbarmachen von Geschriebenem (Hörbuch, Leseperformance). Manche kreieren Textbilder (visuelle Poesie), wieder andere durch illusionsbildende Verfahren immersive Texte: Literatur ist in vielerlei Hinsicht multimodal. Dies umso mehr, wenn die Texte auch noch intermedial verfasst sind, also etwa verschiedene Medien kombinieren oder über verschiedene Medien hinweg erzählt werden (Medienwechsel, Adaptation).

In diesem fachwissenschaftlichen Seminar wird es nicht um didaktische Konzepte gehen, sondern um die literaturwissenschaftlich fundierte Analyse von Texten mit dem Ziel zu erkennen, wie verschiedene Modi und Medien auf die Rezipierenden wirken, auf welchen Ebenen Prozesse des Verstehens bzw. Deutens verlaufen, Vorstellungen evoziert und Emotionen erzeugt bzw. gesteuert werden. Aufgezeigt werden sollen daher einerseits ästhetische Strategien, mit denen (Schrift-)Literatur multimodale Impulse zu setzen vermag, etwa durch Signale auf lexikalischer oder narrativer Ebene, die imaginative Sinneswahrnehmungen und reale Gefühle triggern. Andererseits sollen Texte daraufhin untersucht werden, wie in verschiedenen Medien erzählt und multimodale Erfahrungen erzeugt werden. Hierzu wird sich auch - zumindest in Basisform - mit literaturtheoretischem Instrumentarium auseinandergesetzt werden müssen (Erzähltheorie, Zeichentheorie, Medientheorie).

Das Seminar möchte also Eigenheiten verschiedener modaler und medialer Erzählweisen erarbeiten und so verschiedene literaturwissenschaftliche und ästhetische Kompetenzen vermitteln, die eine fachwissenschaftliche Basis für die Unterrichtsplanung und -gestaltung bilden können, aber darüber hinaus in ein grundsätzliches Verstehen narrativer Strategien und Effekte einüben sowie - nicht zuletzt - die Bandbreite literarischer Textkenntnisse erweitern.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024