Von A wie Alexa bis Z wie Zoom – das Zuhause der Menschen ist auch gegenwärtig ein zentraler Ort des Medienhandelns und tief mediatisiert. Hier gestalten Menschen ihre immer komplexeren Medienrepertoires und nutzen vielfältige Kommunikationstechnologien und ‑anwendungen. Die Mobilkommunikation hat die Bedeutung der häuslichen Sphäre als Hauptort der Mediennutzung zwar relativiert und verändert, aber bei weitem nicht ersetzt. Stattdessen wandeln sich unter anderem die Beziehungen zwischen häuslicher und außerhäuslicher Medienkommunikation.
Das Seminar will sich einerseits mit aktuellen Wandlungsprozessen des mediatisierten Zuhauses befassen. So haben sich z.B. Videokonferenzsysteme wie Zoom durch die Corona-Pandemie zunächst in Ausbildung und Beruf etabliert, dann aber schnell auch die private Kommunikation erreicht und verändert. Derzeit stellt sich die Frage, inwiefern Anwendungen wie ChatGPT Relevanz für das das private Medienhandeln gewinnen. Andererseits sollen aber auch einige historische Rückblicke erfolgen. Denn das, was heute mit dem Begriff „Mediatisierung“ bezeichnet wird, nämlich die Durchdringung des Alltags mit mediatisierter Kommunikation, ist kein nur gegenwartsbezogenes Gesellschaftsphänomen. Alle Massenmedien, auch Radio oder Fernsehen, waren einmal ‚neue’ Medien und haben sich im Alltag der Menschen schrittweise etabliert, wobei die häusliche Sphäre zentral war. Ob und wie sich ein neues Medium durchsetzt, entscheidet sich auf der Ebene der Aneignung und Alltagsintegration – verbunden mit Kontextfaktoren wie Technikentwicklung, Vermarktung, Inhaltsangebot.
Im Zentrum des Seminars stehen (häusliche) Aneignungsprozesse aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer sowohl in historischer Perspektive (Radio, Fernsehen, Internet) als auch bezogen auf die Gegenwart (z.B. Sprachsysteme, SmartHome, ChatGPT). Ferner werden passende theoretische Ansätze und übergreifende Dimensionen behandelt (Domestizierungsansatz, Mediatisierung, Medien und Zeit).
Das Seminar findet vorwiegend in Form eines Lektürekurses statt, d.h. in jeder Sitzung wird ein Text im Zentrum stehen, dies wird ergänzt um kurze Inputs. Die Texte werden im learnweb bereitgestellt. Ferner werden kleine anwendungsbezogene Projekte aktuelle Entwicklungen recherchieren.
Leistungsanforderungen
Neben regelmäßiger Lektüre werden die verantwortliche Vor‑ und Nachbereitung einer Sitzung (Textdiskussion) verlangt, ferner die Mitwirkung an einem kleinen Rechercheprojekt in einer AG. Als Prüfungsleistung wird eine Arbeitsmappe mit mehreren Teilleistungen verlangt (Handout, Rechercheergebnisse, Abstract) sowie für die Note ein schriftlicher Essay.
Literatur zum Einstieg
Hartmann, Maren (Eds.). 2023. The Routledge Handbook of Media and Technology Domestication. London: Routledge. https://doi.org/10.4324/9781003265931
Röser, Jutta (Hrsg.). 2007. MedienAlltag. Domestizierungsprozesse alter und neuer Medien. Wiesbaden: VS.
- Lehrende/r: Jutta Röser