Ansätze eines skandinavischen Sonderbewusstseins in der Welt lassen sich schon in den ersten Schriftzeugnissen des skandinavischen Mittelalters beobachten. Im Rückbezug auf antike Vorstellungen vom „Norden“ und seinen Bewohnern, auf die eigene Sprache und ihre Kunstformen konstruierten die Menschen in Skandinavien ihre Identitäten, so auch im Zeitalter der der konfessionellen Konflikte und erst recht in der Epoche des modernen Nationalismus. Trotz der enormen Bedeutungssteigerung des nationalen Rahmens, der verschiedenen außenpolitischen Bedingungen und der eigenen Wege, welche die skandinavischen Staaten in ihrem Verhältnis etwa zur EU und zur NATO gegangen sind, bleibt über die Zeiten bis heute ein Sonderbewusstsein erkennbar, das die skandinavischen Länder im globalen Rahmen immer wieder gedanklich eint. Es geht nicht nur aus den skandinavischen Gesellschaften selbst hervor, sondern funktioniert auch als Zuschreibung von außerhalb, nicht zuletzt in der Selbstdefinition unseres Fachs. Diese Skandinavismen drücken sich wiederholt nicht nur in gesellschaftspolitischen Diskursen und dem eigenen Selbstbild der Staaten und ihrer Bevölkerungen aus, sondern vor allem in der Literatur und generell in ästhetischen Diskursen. Das Seminar vermittelt einen kulturgeschichtlich angeleiteten, diachronen Überblick über diese Skandinavismen, der sich bei Berücksichtigung der politischen Entwicklungen weitgehend an literarischen Beispielen orientiert. Eine verbindliche Anmeldung durch Registrierung im Learnweb bis zum 01.04. ist erforderlich.

 

Einführende Literatur:

  • Michael Booth: The Almost Nearly Perfect People. Behind the Myth of the Scandinavian Utopia. London 2015.
  • Bernd Henningsen: Die Welt des Nordens. Zwischen Ragnarök und Wohlfahrtsutopie: Eine kulturhistorische Dekonstruktion, Berlin 2021.
  • Images of the North. Histories – Identities – Ideas, hrsg. von Sverrir Jakobsson, Amsterdam/New York 2009 (Studia Imagologica 14).
  • Scandinavian Exceptionalisms, hrsg. von Jens Bjerring-Hansen, Torben Jelsbak und Anna Estera Mrozewicz, Berlin 2021 (Berliner Beiträge zur Skandinavistik 29).

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024