Wer sich für den Wandel von Geschlechterbeziehungen in der Vormoderne interessiert, kann an dem russländischen 18. Jahrhundert nicht vorbeikommen. In der Zeit von Zar Peter I. bis zur Zarin Katharina II. vollzieht sich innerhalb der russländischen Elite ein dramatischer Wandel: Nicht nur ist das Jahrhundert dominiert von Frauen auf dem Thron, und es wandelt sich das Verständnis von Maskulinität. Vor allem leiten die Reformen unter Peter I. einen tiefgreifenden kulturellen und rechtlichen Wandel für adlige Frauen ein, der sie in mehrerer Hinsicht im Vergleich zu adligen Frauen in Westeuropa weitaus besserstellte und dazu führte, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts adlige Frauen ein Drittel der in privater Hand gehaltenen Ländereien des Zarenreiches bewirtschafteten und Leibeigene beaufsichtigten. Zugleich allerdings vertieften sich mit der petrinischen „Revolution von oben“ die sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen adligen und bäuerlichen Frauen.

Das Masterseminar wird zum einen den Wandel der Geschlechterrollen zur vorpetrinischen Zeit (Stichwort domostroj) herausarbeiten und zum anderen das für das russländische 18. Jahrhundert charakteristische Spannungsverhältnis zwischen einerseits der starken Stellung von Frauen in Eigentumsverhältnissen und andererseits ihrer überaus schwachen Position gegenüber ihren Ehemännern im Familienrecht beleuchten.

Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), umfangreiche wöchentliche Lektüre, digital hochzuladende Präsentationen; Gestaltung einer Seminarsitzung; Prüfungsleistung: Master of Arts Hausarbeit (20-25 S.), Master of Education (15-20 S.)

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024