Sind alle Vorgänge in der Natur zweckgerichtet? Hat alles, was in ihr existiert, einen Zweck? Ist die Welt als Ganze auf einen Zweck ausgerichtet? – Das sind Fragen, die seit Aristoteles in der Philosophie, in der Theologie und in den Wissenschaften diskutiert wurden. In der geschichtlichen Periode von der Antike bis in die frühe Neuzeit wurden alle drei Fragen meist (aber nicht immer) positiv beantwortet. Sei dem 17. Jahrhundert, seit Bacon, Descartes, Hobbes oder Spinoza hingegen wurde die Idee der Zweckmäßigkeit überwiegend abgelehnt. In den modernen Naturwissenschaften gerieten teleologische Erklärung vollständig in Verruf.

Im zweiten Teil seiner Kritik der Urteilskraft greift Kant das Problem der Zweckmäßigkeit auf und schlägt eine Lösung vor, die auf zwei Thesen beruht: (1) Es muß zwischen innerer und äußerer Zweckmäßigkeit unterschieden werden; (2) es ist legitim und notwendig, die Natur so zu betrachten, als ob sie zweckmäßig wäre.

Wir werden uns in diesem Seminar mit der Vorrede und der Einleitung, sowie mit dem zweiten Teil der Kantischen Kritik der Urteilskraft befassen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024