Im Kurs geht es nicht in erster Linie darum, die Regeln der Rechtschreibung genau kennenzulernen (z.B. Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung). Vielmehr werden wir nämlich beispielweise Folgendes:

  • hinterfragen, warum es überhaupt eine Norm für "richtiges Schreiben" geben muss.
  • überlegen, wie diese Normen historisch gewachsen sind und wer überhaupt die Autorität hinter dem Regelwerk ist.
  • den Begriff des "Fehlers" kritisch betrachten und seine Anwendung in der Schule hinterfragen.
  • den öffentlichen Diskurs um den Verfall der Rechtschreibfähigkeit von Schülerinnen und Schülern unter die Lupe nehmen.
  • herausfinden, welchen übergeordneten Prinzipien die deutsche Rechtschreibung folgt.
  • Fakten zur Rechtschreibreform 1996 und ihren Folgen recherchieren.
  • herausfinden, welchen Regularien die Schreibung von Fremdwörtern im Deutschen folgt.
  • überlegen, wie Sprachwandel - abseits von Reformen - im Bereich Orthographie vor sich geht.

Die Kursinhalte können außerdem nach den Interessen der Teilnehmer:innen modifiziert werden.

Am Ende des Semesters sollen Sie nicht nur die Prinzipien der deutschen Rechtschreibung verinnerlicht haben, sondern auch fähig sein, sich kritisch zu deren Gültigkeit und sozialer Bedeutung äußern zu können. Als Prüfungsleistung erwarte ich eine empirische Hausarbeit. Ich bereite Sie genauer auf eine Fragebogenerhebung vor, es steht Ihnen aber frei, eine andere Methode zu wählen. Informationen zu Studienleistungen im Kurs.

Wenn Sie das Gefühl haben, auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch Nachholbedarf zu haben, empfehle ich vorbereitend auf den Kurs folgendes Buch: Staaden, Steffi (2016): Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen: Regeln und Übungen (Uni Tipps, Band 4400). Paderborn: Schöningh (UTB). Darin befindet sich ein kleiner Eingangstest, auf dessen Basis Sie direkt zu den für Ihre Schwachstellen relevanten Kapiteln weitergeleitet werden.

Literaturauswahl: [Eine genaue Liste der wochenweise zu bearbeitenden Lektüre wird in der ersten Sitzung ausgegeben. Eine umfassende Bibliografie findet sich z.B. unter http://www.germanistik.tu-dortmund.de/~hoffmann/Biblios/SchriftOrtho.html]

  • Dudenredaktion (2017): Duden: Die deutsche Rechtschreibung, Band 1 - Das umfassende Standardwerk auf der Grundlage der amtlichen Regeln (Der Duden in 12 Bänden). Berlin: Bibliografisches Institut.
  • Dürscheid, Christa (2014): Einführung in die Schriftlinguistik. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht (UTB)
  • Eisenberg, Peter (2017): Deutsche Orthografie: Regelwerk und Kommentar. Verfasst im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Berlin/New York: De Gruyter.
  • Steinig, Wolfgang / Betzel, Dirk (2014): Schreiben Grundschüler heute schlechter als vor 40 Jahren? Texte von Viertklässlernaus den Jahren 1972, 2002 und 2012. In: Albrecht Plewnia und Andreas Witt (Hg.): Sprachverfall? Dynamik - Wandel - Variation. Institut für deutsche Sprache, Jahrbuch 2013. Berlin/Boston: De Gruyter.

Die Beherrschung linguistischer Basis-Terminologie aus der Phonologie und der Morphologie wird vorausgesetzt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024