Vorbemerkung: Das Hauptseminar mit Exkursion findet im Ko-Teaching von Saskia Handro und Silke Mende statt. Teilnehmende können die Veranstaltung entweder im Bereich der Geschichtsdidaktik oder der Neueren und Neuesten Geschichte belegen und in diesem Bereich die entsprechende Prüfungsleistung anmelden. Eine Doppelbelegung ist grundsätzlich ausgeschlossen! Es handelt sich um ein Forschungsseminar mit Exkursion. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungsteilen ist verpflichtend und die Anmeldung ist verbindlich. Die verbindliche Vorbesprechung findet nach Abschluss des Anmelde- und Auswahlverfahrens per Zoom am 07.02.2024, 11.00 Uhr statt. Den entsprechenden Link erhalten sie am 06.02.2024 per Mail.

Wessen Geschichte zählt? Diese Frage wird in den vergangenen Jahren in Bezug auf migrantische Erinnerungen, koloniale Vergangenheiten aber auch die deutsch-deutsche Teilungsgeschichte öffentlich und konfliktreich diskutiert. Eine besondere Rolle in diesen Deutungs- und Wahrheitskämpfen spielen Museen und Gedenkstätten. Hier werden hegemoniale Deutungen repräsentiert und/oder verdrängte Geschichten und Perspektiven von Opfern sichtbar gemacht. Als Institutionen der Geschichtskultur muss an diesen Orten immer auch entschieden werden, ‚wessen Geschichte‘ zählt und wie plurale ‚Geschichten‘ und kontroverse Deutungen ausgestellt und vermittelt werden sollen. In diesen für eine plurale Gesellschaft kennzeichnenden Aushandlungsprozessen treffen unterschiedliche Wahrheits- und Geltungsansprüche von Zeitzeug*innen sowie Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Bildung und Öffentlichkeit aufeinander.

Wie aber gehen Museen und Gedenkstätten mit konkurrierenden Wahrheitsansprüchen um? Werden divergierende Perspektiven und Deutungen in Ausstellungen repräsentiert, nivelliert oder sichtbar gemacht? Eröffnen Ausstellungen oder museums- und gedenkstättenpädagogische Angebote Besucher*innen Möglichkeiten zu eigener Urteilsbildung, Raum für Reflexion und Kontroversen oder auch Strategien im Umgang mit ‚Wahrheitskonkurrenzen‘?

Diese Leitfragen verfolgt das Forschungsseminar in zwei Schritten. Zunächst werden lektürebasiert theoretische Grundlagen zur Analyse und Beurteilung von ‚Wahrheitskonkurrenzen‘ in Museen und Gedenkstätten erarbeitet und Museen als ‚Wahrheitsarenen‘ profiliert. Im Rahmen der Berlin-Exkursion werden dann vier Fallbeispiele genauer untersucht – das geplante Kalte-Kriegs-Museum am Check-Point Charlie, die Gedenkstätte Berliner Mauer, die Ethnologische Sammlung im Humboldt Forum sowie das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung; Versöhnung - sowie Expert*innengespräche vor Ort geführt. Auf Basis dieser Falluntersuchungen sollen dann Strategien und Praktiken des Umgangs mit Wahrheitsanspruchs- und Deutungskonkurrenzen in und durch Museen und Gedenkstätten systematisiert und ebenfalls mit Kurator*innen und Gedenkstättenpädagog*innen vor Ort diskutiert werden.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2024