Hexerei ist in vielen afrikanischen Kontexten ein äußerst relevantes Thema. Beschuldigungs-, Austreibungs- und Gewaltszenarien im Zusammenhang mit Hexerei-Vorstellungen werden in den Medien breit diskutiert. Dabei besteht offensichtlich eine Diskrepanz zwischen dem euro-amerikanisch dominierten Entwicklungsdiskurs, in dem Hexereiglauben in Afrika als Aberglaube verstanden wird, und lokalen Debatten, in denen Hexerei häufig als reale Bedrohung wahrgenommen wird. Diese Konstellation gestaltet „Hexerei“ als einen äußerst aufgeladenen Vergleichspunkt. Um diese Konflikte zu umschiffen und die Aufmerksamkeit auf lokale Wissensformen zu lenken, geben einige Forschungsbeiträge, statt der Übersetzung „Hexerei,“ den lokalsprachlichen Begriffen den Vorzug. Damit drohen diese Beiträge jedoch die Vorstellung zu perpetuieren, afrikanische Menschen seien allein auf ihre lokalsprachliche Logik zurückzuführen und seien nicht bereits seit langem (wie auch Menschen in Deutschland) – zum Guten wie zum Schlechten – in globale Verflechtungen eingebunden.
Das Seminar wird anhand von Hexerei die Problematik der religionswissenschaftlichen Komparatistik herausarbeiten, die historischen Zusammenhänge und Transformationen aus dem Forschungsstand zu Hexerei in Afrika erarbeiten und kulturwissenschaftlich-kritisch diskutieren.
- Lehrende/r: Judith Bachmann