m 16. Jahrhundert herrschte der Habsburgische Kaiser Karl V. (gest. 1558), der als Carlos I. auch König von Spanien war, über ein gigantisches Reich, das nicht nur große Teile Europas, sondern auch Kolonialgebiete in Lateinamerika umfasste. Dreihundert Jahre zuvor waren die Habsburger kleine Grafen mit kaum nennenswerter Macht. Wie konnte es zu diesem gewaltigen Aufstieg kommen? Das Großreich Karls V. hat, soviel sei bereits verraten, familiäre Hintergründe, die einiges über die politischen Konstellationen im ausgehenden Mittelalter verraten. Karl war der Sohn Philipps von Österreich, genannt „der Schöne“, und Johannas von Kastilien, genannt „die Wahnsinnige“. Während der Sohn die zugeschriebenen Eigenschaften seiner Eltern allem Anschein nach jeweils nicht erbte, bescherte ihm diese Herkunft gleichwohl ein Herrschaftsgebiet, das in der Geschichte seinesgleichen sucht. Sein Vater Philipp war nämlich seinerseits der Sohn des Habsburger-Kaisers Maximilians I. (gest. 1519) und Marias von Burgund (gest. 1482), Tochter und Erbin des Burgundischen Herzogs Karls des Kühnen. Seine Mutter Johanna hingegen war die Tochter von Isabella I. (gest. 1504), Königin von Kastilien, sowie von Ferdinand II. (gest. 1516), dem König von Aragón in Spanien. Das klingt alles recht kompliziert. Dennoch kann man die Geschichte der Habsburger-Dynastie, die wie kaum eine andere die europäische und speziell die deutsche Geschichte bis weit in die Neuzeit geprägt hat, nur im größeren historischen Zusammenhang und aus ihren mittelalterlichen Grundlagen verstehen. Das Seminar wird diese Grundlagen erarbeiten und den Aufstieg der Habsburger im späteren Mittelalter nachzeichnen sowie die Bedingungen und Strategien beleuchten, die den Machtzuwachs dieses Geschlechts beflügelt haben. Behandelt wird die Zeit von Rudolf I. (gest. 1291), der als Graf begann und als erster Habsburger im Jahr 1273 den römisch-deutschen Königsthron bestieg, bis zu Kaiser Karl V., wobei besonderes Augenmerk auf der Regierungszeit Maximilians I. (s.o.) liegen soll, der in mancher Hinsicht eine Schlüsselstellung zukommt. Darüber hinaus bietet das Seminar eine Einführung in die Themen, Fragestellungen und Arbeitstechniken der mittelalterlichen Geschichte.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24