Große Bereiche des Alten Testaments sind geschichtliche Darstellungen. Allen voran sind die großen Geschichtswerke zu nennen: das sog. Deuteronomistische Geschichtswerk (Dtn–2Kön) und die chronistische Darstellung in 1/2Chr, die mit Esr/Neh in Verbindung stehen. Aber auch in Prophetenbüchern oder Psalmen finden sich Darstellung und Deutung von Geschichte.

Archäologische Erkenntnisse zeigen, dass diese Darstellungen oft nicht den tatsächlichen Verlauf der Geschichte Israels wiedergeben. Sie dienen der Konstruktion der eigenen Identität, indem Geschichte gedeutet wird. Die Darstellungen sind dabei nicht einfach als fiktional zu betrachten, denn sie haben einen bestimmten Geltungsanspruch, der fiktionalen Texten fehlt. Das Konzept der Fiktionalität ist zudem ein modernes.

Wir werden uns mit verschiedenen Wirklichkeitskonzepten von antiken Texten, darunter auch Mythen, beschäftigen und sie mit Fiktionalitätskonzeptionen ins Gespräch bringen. Daneben wird die Frage der Identitätskonstruktion durch Geschichte behandelt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24