Die Entwicklung der deutsch-niederländischen Beziehungen seit 1945 und die auch in der Gegenwart bestehenden niederländischen Empfindlichkeiten gegenüber Deutschland werden oft in hohem Maße vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges dargestellt und erklärt. Wie sehr auch die Erfahrungen der Besatzungsjahre 1940-1945 das Verhältnis lange Zeit geprägt haben, so besteht doch die Gefahr der Überbewertung dieser Periode für die Entwicklung der bilateralen Beziehungen nach 1945. Vor diesem Hintergrund wird in dieser Vorlesung ein Überblick über die bilateralen Beziehungen und die gegenseitige Bildformung im 19. und 20. Jahrhundert vermittelt. Wie entwickelte sich das Verhältnis seit der Gründung des Kaiserreiches (1871)? Wie konnten die Niederlande im Ersten Weltkrieg ihre Neutralität aufrechterhalten und wie betrachteten die Niederlande die krisenhafte Entwicklung der Weimarer Republik und den Aufstieg der Nationalsozialisten? Anschließend wird auf die Besatzungserfahrungen und die wichtigsten Stationen des Normalisierungsprozesses der Nachkriegszeit eingegangen. So wird am Ende die Frage zu beantworten sein, wie tief der Einschnitt des Zweiten Weltkrieges für das Verhältnis seit 1945 gewesen ist und welche ältere Kontinuitätslinien in den bilateralen Beziehungen ebenfalls von großer Bedeutung sind.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24