In den verschiedenen Fluchtkrisen der Welt zeigen sich die Zivilgesellschaften der Ankunftsgesellschaften ebenso wie die Selbstorganisation von Menschen auf der Flucht als wichtiger Faktor für die Betreuung, Hilfe und Integration von Geflüchteten. Dabei wirken verschiedene Aspekte von Zivilgesellschaft zusammen: Initiativen und einzelne Aktive ermöglichen den Aufbau sozialer Bindungen und wirken auch als politische Sozialisationsinstanz. Betreuung und Beratung für Geflüchtete im Auftrag des Staates zeigen die Zivilgesellschaft als wichtigen 3. Sektor zwischen Staat und Markt. Bewegungen können auch als anwaltschaftliche Kontrolle gegen staatliche Politiken fungieren (z. B. Rechtsberatung), migrationspolitische Interessen formulieren, aggregieren und vertreten. Zivilgesellschaften sind nicht nur geschlechtsspezifisch geprägt, etwa hinsichtlich von Beteiligungsprofilen und Themen, sondern auch Theorien haben (implizite) Aussagen und Hierarchisierungen entlang der Strukturkategorie Geschlecht. Zivilgesellschaftliche Bewegungen und Organisationsformen sind schliesslich essentiell für die Thematisierung und Vertretung geschlechterpolitischer Interessen.

 

Anhand aktueller Fluchtkrisen und ihre zivilgesellschaftlichen Antworten gehen wir im Seminar der Frage nach, wie und wo Geschlechterverhältnisse in Aktivitäten und Politiken eine Rolle spielen und ggf. verändert werden: wie werden geschlechtsspezifische Fluchtgründe heute gehandhabt? Welche Gründe und Motive bringen z. T. langjähriges Engagement hervor und hat das Geschlecht der Geflüchteten einen Einfluss auf das Engagement, auch von Geflüchteten selbst? Genauer lohnt auch die Analyse verschiedener Formen der Care-Arbeit für Geflüchtete. Schliesslich: Was können wir daraus lernen für eine bessere und humanere Politik des Ankommens?

 

 

Das Seminar findet in einem gemischten Format statt: Beginn- und Schluss-Sitzung finden vor Ort in Münster statt; dazwischen kommunizieren, referieren und diskutieren wir online über Zoom.

  • Startsitzung Freitag, 3. November 23, 9.15 – 14.45h in Münster
  • Inhaltliche Sitzung freitags 9.15-12.15h via Zoom: 1. Dezember 23, 8. Dezember 23, 12. Januar 24
  • Schlusssitzung Freitag, 19. Januar 24, 9.15h – 16.45h in Münster inkl. Schreibwerkstatt für eine Hausarbeit

 

Lern- und Lehrziele

Die Studierenden …

  • kennen die theoretischen Grundlagen aktueller Zivilgesellschafts-Konzepte
  • können die Konzepte geschlechterkritisch reflektieren
  • können die Geschlechteraspekte zivilgesellschaftlicher Aktivitäten im Bereich Flucht und Ankommen analysieren
  • können diese zivilgesellschaftlichen Aktivitäten für eine geschlechtergerechte Politik beurteilen

 

Methoden

  • Textlektüre und Textarbeit
  • Einführende Inputs der Dozentin und Plenumsdiskussion
  • Referate/Sitzungsbetreuungen
  • geplant: Gastvortrag

 

Literatur

Zur Einstimmung: Hinterhuber, Eva Maria (2014): Time to tango! Bringing civil society and gender together. Hg. v. Zentrum für Europäische Geschlechterstudien (ZEUGS). Münster (Working Paper, 3/2014).

Die Texte sind im Learnweb hochgeladen im Ordner «Literatur». Namenskonvention: Autor*inJahr-evtlTitelStichwort.pdf. – Ganze Bücher können vor Ort in der Bibliothek oder via VPN heruntergeladen werden.

 

Studienleistung: Referat mit Diskussionsthesen und Diskussionsleitung

Prüfungsleistung; zusätzlich schriftliche Hausarbeit mit eigener Fragestellung ca. 15 Seiten.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24