„Prophetenlobdichtung: Interaktionen zwischen Dichtung und Gesellschaft“

Kommentar:

Die Prophetenlobdichtung entwickelte sich ab dem 11. Jahrhundert und erreichte mit der bekannten „Burda“ von al-Buṣiri (komponiert Mitte 13. Jh.) einen ersten Höhepunkt. An der Prophetenlobdichtung lassen sich vielfältige Interaktionen zwischen Literatur und Gesellschaft aufzeigen. Wer dichtete und warum? Was waren die jeweiligen sozio-politischen Rahmenbedingungen? Was war der soziale Ort („Sitz im Leben“) dieser Dichtung? Wie fügt sie sich in die übrigen literarischen und in allgemeine religionsgeschichtliche Entwicklungen ein? Die Prophetenlobdichtung erreichte breite Gesellschaftsschichten weit über die gelehrte Literatenschicht hinaus. Nicht zuletzt die religiösen Sänger (munsidun) trugen wesentlich zu ihrer Verbreitung bei. Die Gläubigen entwickelten darüber hinaus ihre ganz eigenen Modi der Interaktion mit den Gedichten, was sich im Umgang mit Manuskripten, dem Anfertigen von Amuletten, der Entwicklung spezieller Rezitationstechniken und anderer Körpertechniken zur Aufnahme und Verbreitung von bestimmten Gedichten zeigt. Neben der älteren Dichtung sind heute auch zeitgenössische Gedichte in Gebrauch, und neue Modi sind hinzugekommen wie die Hinzunahme elektronischer und audiovisueller Medien.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24