Anna Katharina Emmerick (1774–1824) gilt als „Mystikerin des Münsterlandes” und wurde 2004 seliggesprochen. Geboren in Coesfeld-Flamschen in einfachen Verhältnissen, trat sie 1802 in Dülmen in ein Kloster ein, welches jedoch im Zuge der Säkularisation 1812 aufgelöst wurde. Emmerick arbeitete zunächst als Haushälterin, erkrankte schwer und wurde bettlägerig. Da ihre Verletzungen als Wundmale Christi (Stigmata) interpretiert wurden und sie Visionen hatte, entstand rasch ein lokaler Kult um sie. Durch Besuche bekannter Persönlichkeiten, Publikationen und Presseberichte wurde ihr Fall bekannt und es entstand eine Kontroverse um die Authentizität der Stigmata. Mehrmals musste sich Emmerick medizinischen Untersuchungen unterziehen. Im Fokus der Lehrveranstaltung stehen geschichtswissenschaftliche Perspektiven auf den Fall Emmerick, zunächst auf der Mikroebene: Wie lassen sich die Lebensverhältnisse im Münsterland um 1800 während der Umbrüche der napoleonischen Ära konturieren? Wie agierten der preußische Staat und die katholische Kirche im Fall Emmerick? Auf der Makroebene ist die Stigmatisierte Emmerick zugleich ein prominentes Beispiel einer europaweiten, weiblich dominierten Frömmigkeitsbewegung innerhalb des Katholizismus. Zudem werden wir in Dülmen und Coesfeld dem „Erinnerungsort” Emmerick nachspüren und ihre lokale Verehrung, mit ihr verbundene Orte sowie die populäre Kultur thematisieren.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Leiterin des Stadtmuseums Coesfeld, Dr. Kristina Sievers-Fleer, statt und bietet dadurch auch die Möglichkeit, das Museum als potentiellen Arbeitsplatz für Historiker*innen kennenzulernen. Gemeinsam erarbeiten wir eine kleine Ausstellung über Anna Katharina Emmerick, die in Coesfeld gezeigt werden soll. Verpflichtender Teil der Veranstaltung sind zwei Exkursionen, in denen das Museum sowie zentrale Orte aus dem Leben Emmericks in Coesfeld und Dülmen besucht werden. Bitte beachten: Die Exkursionen werden am 27.10. und 8.12. mit dem ÖPNV stattfinden. Die regulären Termine finden im Sitzungszimmer des Instituts für vergleichende Städtegeschichte (Königsstr. 46) statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24