Hegels 1820 veröffentlichtes Werk „Grundlinien der Philosophie des Recht” gilt als das politik- und gesellschaftstheoretische Hauptwerk des Philosophen. Darin verbindet er moralische Fragen wie „was ist das Gerechte” oder „was ist das Gute” mit den historischen Gegebenheiten seiner Zeit und begründet damit eine Methode über normative Fragen nachzudenken, die wir heute Gesellschaftstheorie bezeichnen. Dabei werden Normen nicht als transzendente Werte verstanden, die abstrakt bestimmt werden könnten, sondern als Ergebnisse sozial-historischer Prozesse. Hegel verbindet in seinem Werk Gerechtigkeitstheorie mit Gesellschaftstheorie und prägt damit eine Denktradition, die spätere philosophische Ansätze von Marx bis Butler, Honneth und Foucault geleitet hat. Hegels Rechtsphilosophie beschränkt sich nicht auf das juridische Recht. Vielmehr ist das Werk als eine Analyse normativer Ordnungen innerhalb der Gesellschaft, wie sie die zwischenmenschlichen Handlungen bestimmen, zu verstehen. Bis heute vermag das Werk ein tiefgreifendes Verständnis über die Bedeutung, Wirkung und Entstehung gesellschaftlicher Normen in ihren institutionellen und sozialen Verbindungen zu geben und damit die Instrumentarien für gesellschaftliche und politische Transformationsprozesse.

In dem Seminar wird Hegels „Grundlinien der Philosophie des Recht” in seiner Gänze gelesen. Das Lesepensum wird entsprechend hoch sein. Ziel ist es, ein Verständnis in Hegels Methodik, Argumentation und Denken zu entwickeln, um so einen Grundstein für weitere sozialphilosophische und gesellschaftstheoretische Auseinandersetzungen zu legen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24