Die Formen des privaten Zusammenlebens haben sich in den vergangenen 100 Jahren erheblich gewandelt. Vor allem ist es leichter geworden, alleine zu leben, und das Zusammenleben zu zweit und/oder in einer Familie ist flexibler – nicht zuletzt bezogen auf die Zusammensetzung von Paaren hinsichtlich von Geschlecht – und weniger dauerhaft geworden. Teilweise ergaben sich diese Entwicklungen aus Veränderungen der Ansprüche an Lebensentwürfe: Der Alltag hatte vermehrt Raum zur individuellen Selbstentfaltung zu bieten (Ulrich Beck); romantische Erfahrungen wurden tendenziell zu einem Konsumgut (Eva Illouz). Unterstützt wurde der Wandel des privaten Raums auch durch Änderungen des gesetzlichen Rahmens, nicht zuletzt im Bereich des Sexualstrafrechts (Entkriminalisierung von Homosexualität, des Zusammenlebens Unverheirateter unterschiedlichen Geschlechts). Schließlich wurden Formen des privaten Zusammenlebens erheblich durch Veränderung der Bildungs- und Arbeitsbiographie von Frauen beeinflusst. Das Seminar führt in ein zentrales Gebiet der Alltagsgeschichte ein; wir widmen uns wichtigen Einzelvorgängen und befassen uns mit Konzepten zur Beschreibung des Wandels des privaten Zusammenlebens.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24