Kaum ein Ereignis hat die mittelalterliche Welt so sehr erschüttert wie der in der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts wurzelnde sog. Investiturstreit, dessen dramatischer Höhepunkt ohne Zweifel der berühmt-berüchtigte Gang Kaiser Heinrichs IV. nach Canossa im Januar 1077 war. Im Proseminar soll danach gefragt werden, aus welchen Gründen es ab der Mitte des 11. Jahrhunderts zunehmend zu Konflikten zwischen den beiden mittelalterlichen Universalgewalten Kaisertum und Papsttum kam, die schließlich in der Auseinandersetzung zwischen Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. eskalierten. Zu diesem Zweck werden zunächst die ursprünglich vom Kloster Cluny ausgehenden innerkirchlichen Reformen des 10./11. Jahrhunderts unter der Fragestellung in den Blick genommen, inwiefern diese den Investiturstreit mitverursachten. Daran anschließend werden der Weg in den Konflikt, der letztlich über die von Heinrich III. einberufene Synode von Sutri vom salischen Kaiserhaus selbst eingeleitet wurde, der Verlauf des Investiturstreits sowie dessen Beendigung durch das Wormser Konkordat von 1122 thematisiert. Ein letzter Schwerpunkt liegt auf der Rezeption des Investiturstreits, der gerade die deutschsprachige Mediävistik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entscheidend prägte und der noch heute heftige Kontroversen unter Historikern auslöst.

Vor dem Hintergrund dieser Thematik gibt der propädeutische Teil des Proseminars einen Einblick in die Arbeitsweisen, Hilfsmittel und Methoden des Fachs Mittelalterliche Geschichte. Als Leistungsnachweise sind neben regelmäßiger und aktiver Teilnahme die Übernahme eines Kurzreferats, eine Abschlussklausur und eine Hausarbeit erforderlich. Anwesenheit in der ersten Sitzung ist zwingend erforderlich; Abwesenheit kann nur durch ein ärztliches Attest oder eine Praktikumsbescheinigung entschuldigt werden und ist vor Seminarbeginn mitzuteilen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24