Lepra gilt als eine der ältesten Seuchen der Menschheitsgeschichte. Bereits seit der Antike lässt sie sich im östlichen Mittelmeerraum nachweisen. Für die Betroffenen war die Krankheit nicht nur mit starken körperlichen Beeinträchtigungen, sondern auch mit erheblichen rechtlichen und sozialen Auswirkungen verbunden. Darauf deutet schon das deutsche Synonym "Aussatz" hin, das auf das Aussetzen der Erkrankten, ihre Absonderung und ihren Sonderstatus in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Lebenswelt, verweist. Bis zum Erlöschen der Krankheit in Mitteleuropa zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten Leprakranke überwiegend in Leprosorien, auch Siechenhäuser genannt, die aus christlicher Nächstenliebe heraus geschaffen wurden, speziell zur Unterbringung und Versorgung dienten, sich aber stets außerhalb der Städte befanden.

In der Übung sollen verschiedene Forschungsansätze der Medizin-, Rechts-, Kunst-, Sozial- und Kulturgeschichte mittels einschlägiger Texte kennengelernt und an ausgewählten Quellenzeugnissen erprobt werden. Auf diese Weise sollen sowohl zentrale Themenbereiche der mittelalterlichen Geschichte als auch grundlegende Arbeitstechniken, Methoden und Hilfsmittel der Mediävistik vertiefend und forschungsnah behandelt werden.

Im Rahmen der Übung ist eine halbtägige Exkursion zur Anlage des im 14. Jahrhundert gestifteten Leprosoriums in Kinderhaus geplant, auf der sich heute das Lepra-Museum Münster befindet.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24