Übersetzen und Dolmetschen sind in unserem Leben in einer globalisierten Welt allgegenwärtig: Von kaum verständlichen, weil maschinell übersetzten und unkorrigierten Möbelaufbau-Instruktionen über die Lektüre von Romanen oder Gedichten aus aller Welt bis hin zur internationalen Politik. Wir haben es auf Schritt und Tritt mit Übersetzungen zu tun und merken das gar nicht immer gleich stark. Als Gegenstand der Linguistik hat sich die Translationswissenschaft – also die Lehre vom Übersetzen und Dolmetschen – im Laufe des 20. Jahrhunderts formiert, wenn auch die Reflexion des Themas bis in die Antike zurückreicht.

Im Seminar werden wir uns der Translationswissenschaft sowohl von der theoretischen als auch von der praktischen Seite nähern. Nach einem Überblick über die Geschichte der Disziplin und ihre Verankerung in der Sprachwissenschaft beschäftigen wir uns mit den Techniken des Übersetzens sowie Dolmetschens und setzen uns mit ihrer Kardinalfrage auseinander: Werktreue dem Originaltext gegenüber oder „freie”, zweck- bzw. adressatengerichtete Übertragung? Wir lernen die einschlägigen Übersetzungstheorien von Cicero bis Vermeer kennen und probieren uns auch selbst an Übersetzungen verschiedener Texte und Textsorten aus. Die literarische Übersetzung bietet ein spannendes Überschneidungsfeld linguistischer und literaturwissenschaftlicher Interessen, das wir uns an Hand von bekannten und weniger bekannten Texten erschließen werden. Im letzten Block nehmen wir eine psycholinguistische Perspektive auf den Translationsprozess ein und besprechen Studien und Techniken, mit Hilfe derer die mentalen Vorgänge bei den beteiligten übersetzenden und rezipierenden Personen untersucht werden können.

Einführende Literatur:

Göpferich, Susanne. Translationsprozessforschung. 1. Auflage. Gunter Narr Verlag, 2008

Stolze, Radegundis. Übersetzungstheorien. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Gunter Narr Verlag, 2018.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24