Das Verständnis und die Einordnung von Kunstwerken ist auf ein methodisches Werkzeug angewiesen, das den Zugang zu einer theoretischen Auseinandersetzung, historischen Kontextualisierung und formalästhetischen Beschreibung überhaupt erst öffnet. Da der gewählte Umgang mit visuellen Artefakten von verschiedenen Faktoren, wie etwa der Materialität der Werke oder dem jeweiligen Erkenntnisinteresse abhängt, wird in der Lehrveranstaltung eine Vielzahl theoretischer Positionen präsentiert, die nicht nur in ihrer Systematik, sondern auch in ihrer Verortung innerhalb der Kunstgeschichtsschreibung nachvollzogen werden. Eine Einführung in die Methoden der Kunstgeschichte ist zugleich eine Einführung in ihre Genese und Entwicklung als Disziplin.

Zu den theoretischen Grundlagen, mit denen wir uns beschäftigen werden, gehören sowohl die Ikonographie, Rezeptions- und Produktionsästhetik, als auch semiotische und strukturanalytische Ansätze. Die Lektüreauswahl umfasst zentrale Etappen, wie Heinrich Wölfflins Konzept des vergleichenden Sehens, Erwin Panofskys Erläuterungen zur Ikonographie oder einschlägige Untersuchungen im Rahmen der Wiener Schule (Alois Riegl, Otto Pächt). Weiters werden Überlegungen zur Medialität und Technizität (Svetlana Alpers, Michael Baxandall, Jonathan Crary) sowie Fragen nach der Funktion von Race, Class und Gender in kunsthistorischen Analysen (Griselda Pollock) eine Rolle spielen. Nicht zuletzt sollen zeitgenössische Publikationen von Pamela Lee, Claire Bishop und Darby English den Horizont einer zeitgenössischen Methoden- und Theoriearbeit und deren gesellschaftliche und politische Konsequenzen aufzeigen.

Ziel der Lehrveranstaltung ist die Grundlage eines breiten Methodenspektrums, das in der exemplarischen Werkbetrachtung und -analyse erprobt wird. Die vielfältigen Zugänge sollen in ihrer wissenschaftlichen Intention und ihren historischen Kontexten reflektiert werden, um eine dem untersuchten Material angemessene Haltung entwickeln zu können, die nicht in dogmatischen Monotheorien aufgeht.


Semester: WiSe 2023/24