Was ist Eigentum? Wie lässt sich Privateigentum rechtfertigen, wenn doch die Erde ursprünglich allen Menschen gehört? Ist das Recht auf Eigentum aus dem Naturrecht ableitbar, beruht es auf menschlicher Vereinbarung oder aber auf Arbeit? Und wie weit reicht die Verfügungsmacht, die Eigentum impliziert? Geht es womöglich sogar mit Pflichten einher?

Dies sind einige der Fragen, die im Seminar anhand von klassischen eigentumstheoretischen Texten diskutiert werden sollen. Dabei soll das Augenmerk besonders auf Texten der philosophischen Tradition liegen, die einen wesentlichen Einfluss auf das eigentumstheoretische Denken gehabt haben, in zeitgenössischen philosophischen Diskursen über Eigentum und seine Begründung jedoch kaum mehr Beachtung finden.

Neben dem Verständnis der verschiedenen Eigentumsbegriffe und -begründungen der europäischen Ideengeschichte, ihrer Wirkung und gegenseitigen Beeinflussung soll auch die Präzisierung, Einordnung und Überprüfung unserer eigenen Vorstellungen Gegenstand des Seminars sein. Denn obwohl philosophische Positionen der Tradition eng auf die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ihrer Entstehungszeit bezogen sind, so überschreiten sie diese doch auch zugleich normativ und können für andere gesellschaftliche Situationen Perspektiven und Impulse bereithalten.

Besprochen werden unter anderem Textauszüge von Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin, der spanischen Spätscholastik (etwa Francisco de Vitoria, Luis de Molina, Francisco Suárez), Hugo Grotius und Richard Cumberland. Die genaue Textauswahl wird zu Seminarbeginn vorgestellt.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, anspruchsvolle Texte intensiv vorzubereiten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24