In Geschichtstheorie und Geschichtsdidaktik wird seit Langem betont, dass Geschichte nicht einfach „da ist” oder „entdeckt wird”, sondern eine Konstruktion ist, die Menschen in der Gegenwart aufgrund ihrer Fragen, Interessen und Bedürfnisse erstellen. Geschichte wird also gemacht. Dabei stand stets die Rolle der Sprache im Vordergrund. Dass Geschichte aber nicht immer nur sprachlich gemacht wird, sondern auch durch ganz konkrete körperliche Handlungen, wird erst in jüngerer Zeit stärker betont. Im Seminar soll diskutiert und untersucht werden, welche Handlungen und Praktiken für die Konstruktion von Geschichte bedeutsam sind. Dabei soll es um die Dimension des Handelns in historischer Forschung, Geschichtsunterricht und außerschulischer Geschichtskultur gehen. Wie lässt sich Geschichtsunterricht praxistheoretisch modellieren? Welche konkreten Handlungen vollziehen die Akteure des Reenactment, der Living History und des Geschichtstheaters, und welche historischen Vorstellungen leiten sie dabei? Durch welche Praktiken des Zeigens, Leitens, Führens konstruieren die Mitarbeiter*innen in Museen Geschichte? Welche Relevanz hat die Dimension körperlicher Erfahrung für die Besucher*innen, Zuschauer*innen, Rezpient*innen, welche hat sie für Lehrkräfte und Lernende im Unterricht? Und: Welche Arten von Praktiken sind überhaupt vorstellbar angesichts eines Gegenstandes (nämlich Geschichte), der niemals in physischer Form anwesend sein kann?

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24
ePortfolio: Nein