In den Sozialwissenschaften hat sich in den letzten Jahren eine Debatte darüber entwickelt, inwieweit die Konfliktlinien, die die europäischen Gesellschaften über Jahrzehnte geprägt haben, in zunehmendem Maße durch neue Spannungslinien ergänzt oder gar verdrängt werden. Standen früher Auseinandersetzungen zwischen zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Kirche und Staat oder auch zwischen Peripherie und Zentrum im Vordergrund (Lipset/Rokkan 1967), so werden die Trennlinien heute beispielsweise zwischen kosmopolitischen, liberal eingestellten Anywheres und heimatverwurzelten, traditionell orientierten Somewheres (M. Zürn; D. Goodhart) oder auch zwischen progressiven jüngeren und veränderungsunwilligen älteren Bevölkerungsgruppen verortet (P. Norris/R. Inglehart). Aspekte der sozialen und politischen Zugehörigkeit werden, so die These, vor diesem Hintergrund ebenso neu verhandelt wie Fragen nach der zukünftigen Ausgestaltung des politischen Gemeinwesens insgesamt. Ob es sich hierbei wirklich um neue Konfliktlinien handelt, ist dabei ebenso Gegenstand der Diskussion wie die Frage, inwieweit wir es in diesem Zusammenhang mit (zunehmend) gespaltenen Gesellschaften zu tun haben. Im Seminar werden Studien vorgestellt und diskutiert, die sich diesen Themen sowohl theoretisch als auch empirisch widmen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24