Das philosophische Fach der Ästhetik – des subjektiven Nachdenkens, Schreibens und Diskutierens über die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Kunst, Musik und Literatur – gehört zu den jüngeren Phänomenen der europäischen Kulturgeschichte. Begründet wurde es 1750 mit der Schrift Aesthetica des aufklärerischen Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten. Umso mehr mag erstaunen, dass die Anfänge der ästhetischen Reflexion von Musik noch früher anzusetzen sind als dieses Datum: Ihr erstes voll entwickeltes Beispiel bilden die von gebildeten Laien geführten Auseinandersetzungen um den Vorrang der italienischen oder der französischen Oper im 18. Jahrhundert. Aber nicht nur mit der Königin der Bühnengattungen hat sich die Musikästhetik des Barock befasst, sondern auch mit pädagogischen Fragen wie den an die damaligen Musikschüler zu vermittelnden Stilidealen. Ein weiteres Beispiel aus dem nachfolgenden Zeitalter der Klassik bildet die Diskussion des Klangcharakters der Tonarten und ihren daraus folgenden Verwendungsmöglichkeiten. Und last but not least gehört zu den essentiellen Themen der Musikästhetik auch die in der Romantik gestellte Frage, was überhaupt als „musikalisch schön“ zu verstehen sei – einschließlich der daraus folgenden Brahms-Verehrung des Wiener Musikkritikers Eduard Hanslick. Von diesen Leitfragen ausgehend wollen wir uns im Seminar mittels der Lektüre ausgewählter Beispiele der Primär- und Sekundärliteratur zur Musikästhetik einen Überblick über deren faszinierende Geschichte vom Barock bis zur Romantik verschaffen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24