Wir müssen über Probleme am Arbeitsmarkt diskutieren, weil die Chancen für Änderung lange nicht mehr so gut standen wie in diesen Zeiten des Fachkräftemangels. Unsere Absolvent:innen bringen wichtige Impulse in den Arbeitsmarkt hinein, als top ausgebildete Multiplikator:innen können sie für positive Veränderung sorgen. Wissen um die Herausforderungen des Arbeitsmarktes ist dabei wichtiges Rüstzeug.
Und darum wird es gehen: Sowohl im Journalismus wie auch in der strategischen Kommunikation gibt es berufliche „Inseln der Glückseeligen”. Im Normalfall freut sich, wer einen Posten als Redakteur:in bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ergattert, oder wer Pressesprecher:in eines Unternehmens oder einer Behörde wird. Das sind sichere und verlässliche Jobs, oft mit geregelten Arbeitszeiten. Schwieriger sieht die Lage in Agenturen aus, zu einem höheren Arbeitsdruck kommt hier nicht selten auch eine schlechtere Bezahlung. Im Journalismus stagnieren die Zukunftsaussichten v. a. im Bereich der Printmedien, und die Berufsfeldstudien legen nahe, dass immer weniger Freiberufler:innen hauptberuflich vom Journalismus leben können.
Wir werden zunächst verschiedene Einkommens- bzw. Arbeitsverhältnisse auf Basis arbeitssoziologischer Ansätze und Modelle diskutieren und herausarbeiten, welche Risiken, aber auch Chancen sie bieten. Denn wer mit Prekarisierung argumentiert, muss sich (v. a. aus Arbeitgeber- bzw. arbeitsmarktpolitischer Sicht) der Frage stellen, ob es denn nicht eher um eine Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen geht, da Flexibilität als eine zentrale Voraussetzung für die Bewältigung eines Strukturwandels gilt. Gerade in kreativen Berufen ist die Grenze zwischen Prekarisierung und – oft positiv konnotierter – Flexibilisierung z. B. in Form von einträglicher Freiberuflichkeit nicht immer leicht zu ziehen.
Wir werden gemeinsam diskutieren, welche Faktoren zu Prekarität führen, welche beruflichen und privaten Konsequenzen (z. B. im Hinblick auf Kreativität, Qualität, aber auch die Gesundheit) zu befürchten sind und was wir als Individuen und Kollektiv tun können, um problematischen Entwicklungen entgegenzutreten. Neben beruflicher Sicherheit werden wir daran angrenzende Themen wie Arbeitszeitverdichtung und Burn Out diskutieren, aber auch Faktoren wie Gender (--> Gender-Pay-Gap) und Alter mit in den Blick nehmen. Natürlich müssen wir auch diskutieren, dass künstliche Intelligenz z. B. in der automatisierten Textgenerierung in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht hat, und was das für die Ausbildung und den Arbeitsmarkt bedeuten kann (vgl. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/bild-zeitung-entlaesst-mehr-als-200-mitarbeiter-ki-haelt-einzug-18974856.html).
Das Seminar wird mit einer Hausarbeit oder alternativ mit einem Thesenpapier und einer mündlichen Diskussion abgeschlossen; als Studienleistungen sind Präsentationen vorgesehen.
Einführende Literatur:
- Dörre, K., Kraemer, K. & Speidel, F. (2006). Prekäre Beschäftigungsverhältnisse- Ursache von sozialer Desintegration und Rechtsextremismus? In W. Heitmeyer & P. Imbusch (Hrsg.), Forschungsverbund „Desintegrationsprozesse – Stärkung von Integrationspotenzialen einer modernen Gesellschaft” Abschlussbericht (S. 71–102), Universität Bielefeld.
- Gollmitzer, M. (2014). Precariously Employed Watchdogs? Journalism Practice, 8(6), 826–841.
- Örnebring, H. (2018). Journalists thinking about precarity: Making sense of the ”new normal”. Official Research Journal of the International Symposium on the Online Journalism, (Volume 8, Number 1), 109–123.
- Steiner, L. & Chadha, K. (2022). Introduction. Global precarity´s uneven impacts on journalism. In K. Chadha & L. Steiner (Hrsg.), Newswork and Precarity (S. 1-11). New York, NY: Routledge.
- https://www.berkeleypr.com/de/verbrennen-fuer-die-pr/
- https://www.spiegel.de/karriere/werber-chef-mirko-kaminski-ausbeuter-agenturen-sind-nicht-sexy-a-778028.html
- Lehrende/r: Chiara Sophia Oldach
- Lehrende/r: Nina Springer
- Lehrende/r: Lea von den Driesch