Als wahrer Schatz theologischen Denkens „am Rande” des neutestamentlichen Kanons kann der 1. Petrusbrief bezeichnet werden. In einem auffallend gepflegten, gleichwohl beherrschbaren Griechisch, werden unter dem pseudepigraphischen Rekurs auf den Apostel Petrus einzigartige theologische Gedanken vorgelegt. Das umfassende Thema des 1. Petrusbriefes ist das Fremdsein des Christen in der Welt. Dieses Fremdsein ist die Kehrseite der Wiedergeburt und der mit ihr verbundenen ewigen Beheimatung bei Gott. Neben dieser spezifischen Form einer Diasporatheologie werden starke christologische, ekklesiologische wie auch soteriologische Aussagen getroffen. Basis dieses Denkens ist jedoch die Theo-logie, das Nachdenken über Gott. Es ist der Gott Israels, der sich in Jesus Christus zu einer neuen Heilsinitiative entschlossen hat: Die Heilsgeschichte liegt in der πρόγωσις (Vorherbestimmung) Gottes begründet (1,2), christlicher Glauben richtet sich auf Gott, so wie auch die Hoffnung auf ihn ausgerichtet ist (1,21; 3,5). Sein „lebendiges und bleibendes Wort” (1,23) ist die Dynamik christlichen Existenzvollzugs. Die Vorlesung im WS 2023/24 bietet ausgehend vom griechischen Urtext eine gründliche Exegese aller zentralen theo-logischen Passagen des 1. Petrusbriefes und fragt nach dem Konnex mit den sonstigen Aussageinhalten dieses wichtigen „Katholischen Briefes”.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2023/24