Mit Pussy Riot, den Guerrilla Girls, Wonder Woman, Lara Croft, Queen Ramonda, Prinzessin Mononoke, aber auch Greta Thunberg oder protestierenden iranischen Frauen treten neue Figuren weiblicher Selbstermächtigung auf die Bühne aktueller Kunst, Weltpolitik und Popkultur. Wir diskutieren Repräsentationen von Frauen, die als “Sheroes“, “femmes fortes“, “mighty girls“, “action chicks“ und “kick-ass women“ bezeichnet wurden und deren Ikonographie, historische Funktionalität und Bedeutung für Geschlechterverhältnisse. Der Schwerpunkt liegt auf künstlerischen Arbeiten des 20. und 21. Jahrhunderts, es wird aber immer wieder auch auf ältere Kunst und historische Entwicklungen Bezug genommen. Darstellungen von Amazonen aus dem antiken Griechenland oder christliche Tugendheldinnen wie Judith werden ebenso Thema sein wie Warrior Women in den Massenmedien und rebellische Frauen im feministischen Aktivismus. Dabei sollen auch Traditionslinie aggressiver und gewalttätiger Frauen in der außereuropäischen Kunst nachvollzogen werden: So stereotypisiert der populäre indische Film das Motiv der Rächerin in immer neuen Varianten, der fernöstliche Martial Arts-Film schöpft aus einem reichen Fundus historischer und mythologischer Kämpferinnengestalten und im afrikanischen Ökofeminismus werden gelegentlich schwarzen Frauen zu bewaffneten "Retterinnen der Natur" gemacht. Mediale Repräsentationen von Kriegerinnen, Soldatinnen und Boxerinnen werden im Seminar im Wandel ihrer Darstellungskonventionen betrachtet und hinsichtlich der Relation von Macht, Gewalt und Geschlecht diskutiert. Außerdem soll danach gefragt werden, was es für kulturelle Kodierungen von Geschlecht bedeutet, wenn Künstlerinnen traditionell maskulin konnotierte Formen von Kampfgeist performen und inwiefern solche Formen der Inszenierung als Instrumente weiblicher Ermächtigung taugen.

Zur Einführung:

• Uwe Baumann: Heroinnen und Heldinnen in Geschichte, Kunst und Literatur. Brill 2022.

• Empowerment. Kunst und Feminismen. Kat. Kunstmuseum Wolfsburg 2022.

• Yuko Minowa et. al.: Visual Representations of Violent Women. Visual Communication Quarterly,

21:4 2014, S. 210-222.


Semester: WiSe 2023/24