Zu Beginn des 8. Jahrhunderts eroberten muslimische Truppen fast die gesamte Iberische Halbinsel. Das Reich von al-Andalus konnte sich bis 1492 behaupten, wenn auch in stark verkleinerten Ausmaßen. Über die Jahrhunderte hinweg erlebte das von Muslimen beherrschte Gebiet Spaniens vielfältige Wandlungsprozesse. Zugleich behaupten sich im Norden einige christlich beherrschte Gebiete, deren Herrscher in den folgenden Jahrhunderten in der Lage waren, die Grenzen ihrer Territorien immer weiter nach Süden zu verschieben. Handelte es sich hierbei um eine Rückeroberung, wie es manche christlichen Quellen nahelegen, die allerdings erst in späteren Jahrhunderten des Mittelalters eine solche Deutung verbreiteten? Oder sollte man besser einfach von Eroberung sprechen? Diese terminologischen Fragen sind bis heute stark umstritten, nicht zuletzt auch in der spanischen Öffentlichkeit. Die Antwort hängt vom jeweiligen Geschichtsbild ab, unter anderem davon, welche Personengruppen man als „Spanier“ betrachtet, sie ist also eng verknüpft mit Fragen der Identitätspolitik und der Geschichtskultur.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2023/24