Rassismus scheint auf den ersten Blick ein genuin modernes Phänomen zu sein. Die Frage, ob und, wenn ja, inwieweit es bereits in früheren Jahrhunderten Formen rassistischen Denkens gegeben hat, ist Gegenstand intensiver Forschungsdebatten. Das Mittelalter nimmt in dieser Diskussion eine Schlüsselstellung ein. Denn vor allem in den späteren Jahrhunderten dieser Epoche mehren sich Zeugnisse, in denen körperliche Merkmale als primäre Differenzmarker zwischen menschlichen Gruppen fungierten. Diese Entwicklung steht offenbar im Kontext eines größeren epistemischen Umbruchs. Das spätere Mittelalter erscheint in der neueren Forschung als eine Periode, in der sich die Wissensordnungen in Europa tiefgreifend wandelten, was sich auch auf die Taxonomien der Lebewesen auswirkte. Das Seminar möchte diesen Fragen anhand ausgewählter Beispiele nachgehen und erörtern, inwieweit sich in mittelalterlichen Quellen Analogien zum rassistischen Diskurs der Moderne beobachten lassen und in welchem historischen Zusammenhang diese Zeugnisse stehen. Gleichzeitig bietet das Proseminar eine allgemeine Einführung in die Methoden, Arbeitsweisen und Fragestellungen der mittelalterlichen Geschichte

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023