Die Durchsetzung der Reformation ist engstens verknüpft mit dem Herrschaftsgefüge das Alten Reichs, insbesondere mit dem Reichstag. 1521 wurde der Reichstag mit Luthers Auftritt zur Bühne der Reformation, 1530 forderte der Reichstag zu bis heute gültigen dogmatischen Festlegungen heraus, 1555 konnte nur im Rahmen des Reichtags eine provisorische Friedensordnung verhandelt werden, die die durch die Reformation ausgelösten Flieh- und Reibungskräfte vorübergehend zu bändigen vermochte - und das sind nur die Gipfelpunkte einer kontinuierlichen Auseindersetzung zwischen den Polen von Macht, Recht und Glauben, Wahrheit und Mehrheit. Die Herausforderung war umso größer, als die politischen Institutionen des Reichs selbst erst in dieser Zeit Form annahmen. Zu fragen ist daher einerseits, in welcher Weise genau denn eigentlich Religion und Politik unter diesen Umständen miteinander verwoben waren, andererseits sind die Konfliktlinien, Alternativen und Lernprozesse zwischen Sakralisierung und Säkularisierung der Politik zu verfolgen.
- Lehrende/r: Michael Sikora