Die Apostelgeschichte ist in vielen Hinsichten ein einzigartiges Werk, nicht nur im Neuen Testament, sondern der nachklassischen Literatur überhaupt. Dementsprechend bietet das Buch besondere Probleme, sogar „Rätsel“, für u. a. textkritische, linguistische, literarische, historiographische, theologische und exegetische Untersuchungen. Auch in seiner Forschungsgeschichte zeigt das Buch eine immer noch dynamische Wirkung auf, die an jede neue Forschungsgeneration besondere Ansprüche stellt, nicht zuletzt für das Grundverständnis des ‚lukanischen Doppelwerks‘ und der frühchristlichen Geschichtsschreibung.

Anhand gemeinsamer Primärtextarbeit und kritischer Lektüre der Standardkommentare wird in dieser Übung die Vertrautheit mit der Textüberlieferungsgeschichte und mit den Inhalten und Themen des Buches vertieft. Im Fokus stehen Fragen der Textkritik sowie auch thematische Fragen wie die des literarischen Aufbaus, der Gattung, und der Geschichte des Urchristentums.

Zudem sollen in die besonderen Probleme der Forschung (wie die Entstehungsgeschichte, Fassungen und Überlieferung des Buches, das Verhältnis zum Lukasevangelium, Redaktionsgeschichte, die ‚Wir‘-Passagen, Episoden der Biographie des Paulus, die Apostelgeschichte im Kontext der nachklassischen Welt usw.) anhand weiterführender Sekundärliteratur eingeführt werden. Somit dient die Übung als quellenkundliche Ergänzung und Erweiterung zu den Hauptseminaren ‚Ausbreitung des Evangeliums‘ und ‚Biographie des Paulus‘.

Studierende sollen dazu bereit sein, sich intensiv mit der Quellenarbeit auseinanderzusetzen, genügend Zeit in die Lektüre zu investieren und eigene Beobachtungen und Fragen knapp schriftlich zusammenzufassen. Im Laufe des Semesters wird sich evtl. die Möglichkeit bieten, eigene Themenwünsche und Forschungsfragen aufzugreifen. 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023