Phänomenologie bedeutete für Maurice Merleau-Ponty vor allem die Einsicht, dass das Bewusstsein selbst – und nicht nur das menschliche Subjekt als Vereinigung von Körper und Geist – Leib ist. Es gebe demzufolge keine abstrakte Idee und keinen allgemeinen Begriff jenseits ihrer Einverleibung in ein sinnliches Ich, das das Denken im eigenen Fleisch und Blut vollzieht. Hierbei sind auch Worte nichts anderes als Gesten, Bewegungen eines Leibes, der beim Sprechen keine Inhalte vermittelt, sondern unmittelbar Sinn ist. Aber Worte, die niemals zu bloßen Wörtern, schieren Zeichen, herabgesetzt werden können, besitzen auch ihre eigene, einzigartige Leiblichkeit. Denn den Sinn, den sie zum Ausdruck bringen, könnte es außerhalb ihres ephemeren Leibes aus hauchdünnen Lauten gar nicht geben: Sie existieren diesen Sinn, machen ihn lebendig, bringen ihn selbst als Ton und Schrift hervor. Im Seminar werden Auszüge aus verschiedenen Werken Merleau–Pontys gelesen und die Entwicklungsstadien seiner Sprachphilosophie rekonstruiert.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023