Für die wissenschaftliche Beantwortung von Forschungsfragen ist eine robuste und nachvollziehbare Methode unerlässlich. Das gilt sowohl für quantitative als auch qualitative Forschungsdesigns. Besonders herausfordernd wird die Auswahl einer geeigneten Methodologie dann, wenn das Forschungsfeld noch wenig bekannt ist. Die Grounded Theory Methodologie ist ein Forschungsstil, der unterschiedliche Methoden integriert und versucht, „tragfähige Verbindungen zwischen zuvor Bekanntem und dem bisher Unbekannten zu knüpfen“ (Strauss/Corbin 1996, 8). Besonders spannend ist dieser Ansatz deswegen, weil er sich stets auf konkrete Forschungsinteressen anpassen kann und Forschung als aktiven, nicht-linearen Prozess versteht. Entwickelt von den Soziologen Barney G. Glaser und Anselm L. Strauss (1967) verfolgen Grounded Theory Methodologien dabei nichtsdestotrotz den Anspruch regelgeleitete, kontrollierte und prüfbare Theorien zu entwickeln, die in besonders nachhaltiger Weise in der Empirie verankert sind.

 

Wie notwendig solche Methodologien sind, wird z.B. im sozialwissenschaftlichen Forschungsfeld der nachhaltigen Mobilitätspolitik deutlich. Auch wenn sich die Mobilitätsforschung immer mehr als interdisziplinäres Projekt versteht, weiß man u.a. doch relativ wenig über die politischen Strukturen, die dieses Politikfeld kennzeichnen. Mobilitätspolitik soll deshalb einen geeigneten empirischen Rahmen für den Methodenkurs bilden, an dem die erarbeiteten Techniken einer Grounded Theory Methodologie angewendet werden können.

 

Der Methodenkurs beginnt mit grundlegenden Überlegungen zu induktiven und deduktiven Forschungsstilen in der Sozialwissenschaft allgemein, sowie der Politikwissenschaft im Besonderen. In einem nächsten Schritt werden die Besonderheiten einer Grounded Theory Methodologie und die damit verbundenen Erhebungs- und Analysetechniken herausgearbeitet. Im Anschluss daran sollen die Erkenntnisse aus diesem konzeptionellen Block auf einen empirischen Fall angewendet und erprobt werden: Es wird die Möglichkeit geben an bisher unveröffentlichtem Rohmaterial aus Feldforschungen zur nachhaltigen Mobilitätspolitik zu arbeiten und an der konkreten Erkenntnis- und Theorieproduktion mitzuwirken.

 

Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie den Kurs als koproduktives Austauschformat verstehen und sich aktiv in die Erarbeitung und Anwendung der Methodologie einbringen. Die gemeinsame Publikation von (Teil-)Ergebnissen aus dem Seminar wird angestrebt.

 

 

Studienleistung

Durchführung von drei Kodierübungen.

 

Prüfungsleistung

Exkursion und Erstellung eines Forschungsberichts als Gruppenarbeit.

 

Sprechstunde

Für die Sprechstunde ist eine Anmeldung per E-Mail an michaelpollok@uni-muenster.de notwendig. Die Sprechstunde findet donnerstags zwischen 15:00 Uhr und 16:00 Uhr in Präsenz statt oder kann nach Absprache digital eingerichtet werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023