Im Mittelpunkt des Seminars steht die kulturgeschichtliche Analyse von mittelalterlichen Gelehrtengrabmälern. Erst in letzter Zeit hat die Forschung erkannt, dass der Erkenntnisgewinn aus den Inschriften und Darstellungen auf Grabmälern für die Untersuchung städtischer, klerikaler und adliger Eliten, ihres Wetteiferns um Rang und Status und ihrer religiösen Vorstellungen, erheblich vermehrt werden kann, wenn die Artefakte im Kontext ihrer räumlichen Bezüge und ihrer Einbeziehung in die gottesdienstliche Praxis betrachtet werden. Diese Einsicht verlangt nach einem kombinierten Deutungskonzept, das neben den Darstellungen und Inschriften auf den Grabmälern, auch andere Quellen berücksichtigt: Stiftungsurkunden, Testamente, liturgische Ordnungen, Totenbücher, Inventare und Visitationsrezesse. Erst so werden die Wechselwirkungen zwischen den Grabmälern, ihren epochenspezifischen Deutungen, etwa durch Renaissance und Humanismus, und konkreten objektgebundenen Praktiken in Gottesdienst und Totengedenken nachvollziehbar. Die Analyse umfasst daher sowohl die Biografie der einzelnen Objekte als auch deren wechselnde Kontexte, die Praktiken im Rahmen von Liturgie und Totengedenken (Memoria), Besitzerbiografien sowie räumliche und soziale Konstellationen und Bezüge, um so Sinnzusammenhänge aufzudecken, die über das einzelne Grabmal hinausweisen.

Die Veranstaltung kann entweder als Epochen- oder als Hilfswissenschaften-Seminar besucht werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023