Die Philosophie der symbolischen Formen stellt das bedeutendste Werk von Ernst Cassirer dar. Hier vollendet der Philosoph den Übergang von einer Transzendentalphilosophie zu einer Kulturphilosophie: Statt der reinen Erkenntnisfunktion der Vernunft werden die weiteren Funktionen der Vernunft untersucht, die in der menschlichen Auffassung der Welt eine entscheidende Rolle spielen. Dabei stehen insbesondere die sprachliche- und mythisch-religiöse Funktion des Denkens sowie die Funktion der künstlerischen Anschauung im Fokus. In seinem dreibändigen Hauptwerk werden somit die symbolischen Formen der Wissenschaft, Kunst und Religion in den Mittelpunkt gerückt. Die Kritik der Vernunft wird somit zur Kritik der Kultur.

Der grundlegendste Typus der symbolischen Bedeutung ist die Ausdrucksbedeutung. Sie entsteht durch die Ausdrucksfunktion des Denkens, wie sie von Cassirer bezeichnet wird. Die Ausdrucksfunktion beschäftigt sich mit der Erfahrung von Ereignissen in der uns umgebenden Welt, die affektiv und emotional aufgeladen sind. Cassirer führt aus, dass diese Art von Bedeutung dem mythischen Bewusstsein zugrunde liegt und dessen auffälligstes Merkmal erklärt, nämlich die Gleichgültigkeit gegenüber der Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit.

Der Fokus des Seminars liegt auf dem zweiten Band der Philosophie der symbolischen Formen: Das mythische Denken. Hier wird das Mythos nicht nur als Denk-, sondern auch als Anschauungs- und Lebensform behandelt. Zugleich dient das Seminar als Möglichkeit, grundlegende hermeneutische Werkzeuge für die Analyse und Kommentierung philosophischer Texte zu erwerben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023