Nachdem Solidarität und Widerstand in der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts gegenüber universalen Konzepten wie dem der Gerechtigkeit größtenteils unterbelichtet wurden, werden beide Begriffe in der Forschungsdebatte der letzten 20 Jahre immer stärker als normative und kritische Schlüsselbegriffe diskutiert. Im Zentrum des Seminars steht die Frage, in welchem Verhältnis Solidarität und Widerstand zueinander stehen: Während Formen der sozialen Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Widerspruch zum rebellischen –  oder gar revolutionären – Kern widerständiger Praktiken zu stehen scheinen, lässt sich bei politisierteren Formen von Solidarität das Gegenteil beobachten: In Protestformen wie Occupy, Extinction Rebellion oder Black Lives Matter geht es um Gestalten einer politischen Solidarität, die ihrer Form nach widerständig und transformativ ist und in der Praxis oft heftige Widerstände zu überwinden hat. Solidarität kann hier als ein Strukturmerkmal widerständigen Handelns gelten. Im Seminar setzen wir uns vor diesem Hintergrund mit zentralen Texten zu Solidarität und Widerstand auseinander und untersuchen, inwieweit beide Konzepte begrifflich miteinander verbunden sind, wie sie wechselseitig in ein produktives Verhältnis gesetzt werden können und wo sie einander widerstreiten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023