Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Aufgrund der Rasanz der Veränderungen in der Neuzeit stellen Presseerzeugnisse für Historiker:innen bedeutende Quellen dar, mit denen die Diversität und der Wandel gesellschaftlicher Wahrnehmungen über einen längeren Zeitraum hinweg systematisch erforscht werden können.

In dem Proseminar beschäftigen wir uns mit der sozialen, kulturellen und politischen Bedeutung des modernen deutschen Pressewesens seit dem 19. Jahrhundert. Dazu zählt zum einen der Grad der Freiheit beziehungsweise Zensur der Presse in den unterschiedlichen deutschen Staatsformen. Zum anderen geht es um die Frage nach der Partizipation: Wer konnte wann und auf welche Weise Pressearbeit machen und rezipieren? Welche Rolle spielten dabei Kategorien wie Geschlecht, Klasse, Ethnizität und Religion sowie verschiedene Formen der Öffentlichkeit („Teilöffentlichkeit”, „Gegenöffentlichkeit”, „alternative Öffentlichkeit”)? Nicht zuletzt befassen wir uns mit dem stets umstrittenen Thema der Macht und des Einflusses, den die Presseberichterstattung wiederum auf Politik und Gesellschaft, Diskurse und soziale Praktiken hatte.

In dem propädeutischen Teil des Proseminars werden Sie in die allgemeinen Regeln und Methoden des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens eingeführt und erhalten die Möglichkeit, Techniken der Recherche und Analyse sowie der schriftlichen und mündlichen Präsentation von Ergebnissen einzuüben. In Verbindung damit wird ein Besuch des Zeitungs- und Pressearchivs in Münster stattfinden. 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2023